Markus Wirthmann | Matter of Time | Press Release
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Markus Wirthmann | Matter of Time
Eröffnung: Freitag, 13. November, 19 - 22 Uhr | 14. November - 18. Dezember 2009
Galerie Metro freut sich, mit „Matter of Time“ die erste Einzelausstellung von Markus Wirthmann in der Galerie ankündigen zu dürfen.
In seinen Arbeiten beschäftigt sich Wirthmann oft mit flüchtigen und amorphen Materialien wie Sand oder Wasser. Seine Methode ist dabei das Experiment: Der Künstler legt Bedingungen wie Material und Kräfte, die auf es wirken sollen, fest und überlässt dann die Formbildung einem automatisch ablaufenden Prozess. Der Künstler zieht sich also soweit wie möglich aus dem Formbildungsprozess zurück.
Die Arbeiten der Reihe „Äolische Prozesse“ beruhen auf einem solchen Experiment: mit Hilfe von Ventilatoren wird Sand zu Dünen geformt. Zur Dünenbildung genügt ein winziger Stein, in dessen Windschatten sich Sand ablagert. Der abgelagerte Sand vergrößert den Windschatten und noch mehr Sand wird angehäuft - ein sich selbst verstärkender Prozess. Die Verteilung von Dünen entspricht also der Verteilung von Abweichungen in der Körnigkeit des Sandes. Ein arithmetischer Mittelwert wird unmittelbar anschaulich. In diesem Mittelwert drückt sich die Regel der Abweichung aus, die zur Erklärung des Selektionsprozesses in der Evolution genauso herangezogen werden kann, wie zum Erklären des Aufkommens von Spekulationsblasen am Finanzmarkt. Obwohl dieser Mittelwert immer gleicht bleibt, konkretisiert er sich permanent in anderer Form. Dementsprehend befindet sich Wirthmanns Skulptur in ständigem Fluss und gerinnt immer wieder zu einem Bild, in dem sich die Bedingungen ihrer eigenen Formbildung offenbaren.
Die „Salzbilder“ sind in Salzlösungen eingelegte Leinwände, auf denen sich in einem Zeitraum von mehreren Wochen Kristalle bilden, die je nach Art des Salzes unterschiedlich gefärbt sind und je nach Feuchtigkeitsgrad eine unterschiedliche Ausprägung finden. Das Material, das sich dabei bildet, ruft die unterschiedlichsten Assoziationen hervor: speckige Bezüge auf alten Möbeln, oxidiertes Kupfer, Zuckerguss, Korallen auf rostigen Wracks etc. Mit ihrer intensiven Suggestivkraft machen diese Bilder dem Betrachter seine eigene Projektionsleistung bewusst und betonen den Unterschied zwischen dem Bild und der Materie, aus der es gemacht ist. Die Verselbständigung der Bildmaterie vom Colorismo Tizians über Turner bis zur abstrakten Malerei und der Arte Povera schlägt hier wieder in einen repräsentativen Modus um, in welchem das Material selbst andere Texturen imitiert.
Sowohl in den „Äolischen Prozessen“ als auch in den „Salzbildern“ zeigt sich ein weiteres Merkmal von Wirthmanns Arbeiten: die Überwindung von Gattungsgrenzen. Während sich die Skulptur in der ersten Arbeit permanent im Prozess auflöst und wieder selbst hervorbringt, nehmen die „Salzbilder” durch ihre suggestive Haptik - und die teilweise aus der Bildfläche wachsenden Kristalle - skulpturalen Charakter an.
—– English version —————-
Markus Wirthmann | Matter of Time
Opening Friday, November 13, 7 - 10 pm | November 14 - December 18, 2009
Galerie Metro is very pleased to announce “Matter of Time”, Markus Wirthmann’s first exhibition at the gallery.
In his works Wirthmann often deals with ephemeral and amorphous materials like sand or water. His method is the experiment: The artist sets conditions like material and forces working on it and then leaves the process of formation to the automatically running process. Hence the artist retreats as much as possible from the process of formation.
The works of the series “Aeolian Processes” are based on this kind of experiments: by means of ventilators sand is formed to dunes. For the formation of dunes a tiny stone is enough. In its lee side sand is sedimenting. The deposited sand then increases the lee-side and more sand accumulates – a self-incrementing process. The distribution of dunes corresponds to the distribution of deviation in the graininess of the sand. An arithmetical average immeditately becomes visible. The rule of deviation expressed by this average can explain the process of selection in evolution just as well as the emergence of bubbles at the financial market. Although this average stays always the same it concretizes permanently in a different form. Wirthmanns scultpure is in a permanent flow congealing again and again to an image in which it reveals the conditions of its own formation.
The “Salt-Pictures” are canvases immersed in salt solution. Over a period of several weeks crystals develop, which depending on the kind of salt differ in colour and depending on the degree of humidity differ in shape and size. The material developing in this process evokes different connotations like greasy covers on old furniture, oxidised copper, sugar icing, corals on rusty derelicts etc. With their intense suggesting force these pictures create awareness for the projections of the viewer and emphasize the difference between the image and the material it is made of. The process of gaining independence of the material from the image ranging from Titian over Turner and abstract painting to Arte povera in Wirthmann’s pictures reverts to a representative modus, in which the material itself imitates other textures.
In the “Aeolian Processes” as well as in the “Salt-Pictures” a further quality of Wirthmanns work becomes visible: the overcoming of the frontiers of genres. In the “Aeolian Processes” the sculpture is permanently dissolving and regenerating itself in the process, while the “Salt-Pictures” take on a sculptural character through their suggestive haptic and the crystals partly growing out of the image.