André Marose | NOW! | Press Release

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October 17th - November 14 2008
Opening Friday, October 17, 7-10 pm

Galerie Metro freut sich, zum zweiten Mal den Künstler André Marose in einer Einzelausstellung präsentieren zu dürfen.

André Maroses künstlerische Arbeit besteht zu einem großen Teil in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk, den Quellen seiner Inspiration und den Möglichkeiten seiner Rezeption. So geht es in der Ausstellung „NOW!“ um den Versuch, das Unverfügbare der Kunst, den Moment der Inspiration weiterzugeben und damit den Betrachter am künstlerischen Prozess teilhaben zu lassen.

Sobald der Betachter den Ausstellungsraum betritt, hört er das Rauschen des Meeres, Wellen schlagen an den Strand, Möwen kreischen im Wind. Bei der Soundinstallation “Requiem for a dream (Coney Island low)” (2008) handelt es sich um den Abspann aus Darren Aronofskys gleichnamigen Film von 2000. Der „Coney Island“-Track evoziert in Hinblick auf den baldigen Abriss des New Yorker Vergnügungsparks eine noch melancholischere Stimmung, als dieser merkwürdige Nicht-Ort aus einer anderen Zeit oder Welt es schon immer getan hat. Das Meeresrauschen ist hier auch eine Metapher für die Sehnsucht, das Nachsinnen, das Hoffen auf Inspiration. Es hüllt den Betrachter ein und schafft eine Ruhezone, welche die Gedanken und den Blick schweifen lassen. In dem Moment des Wartens, das zusätzlich durch die fünf an der Wand aufgereihten Stühle der Installation NOW! (2008) erzeugt wird, versucht sich der Betrachter an die Arbeiten im Raum heranzutasten.

Rechts vom Eingang findet er die im Raster gehängten “Drawing Unrealized Projects” (2004-2008), bei denen es sich ursprünglich um Entwürfe und Ideen für mögliche Projekte handelt. In der Ausstellung präsentiert, werfen die Arbeiten die Frage auf, ob sie nur das Inspirationsmaterial des Künstlers ausstellen, oder bereits selbst als Kunstwerke gesehen werden können, die den kreativen Umgang mit der Schaffenskrise, die Suche nach Inspiration für den Betrachter im Werk sichtbar machen. Auf einem der 25 gerahmten Blätter mit dem Titel: „You´re only an idea in my head love, but what if I had never existed?“ hat Marose die Namen seiner Flirts, Schwärmereien und Geliebten in einer Liste gesammelt. Ähnlich der Auflistung lateinischer Orchideennamen in Huysmans Roman „A Rebours“ stellen diese Namen Zeichen dar, die losgelöst von dem, was sie konkret bezeichnen, in der Phantasie des Lesers persönliche Assoziationen freisetzen und nun für diesen zum Inspirationsmaterial und zur Projektionsfläche werden.

Während die “Drawing Unrealized Projects” noch Möglichkeitsräume bieten, ist die Hoffnung auf Erfüllung bei den „Wounds (Monitoring)“ bereits gestorben. Im Sinne von „Requiem for a dream“ ist die Arbeit Ausdruck des Umgangs mit Träumen und Sehnsüchten, die begraben werden müssen. Die in der Ausstellung im Negativ, weiß auf schwarzem Grund auf Computerbildschirmen gezeigten „Wounds (Monitoring)“ (2008) sind ursprünglich zufällige Nebenprodukte der T-Shirt Serie: „Cause This Night I Will Have Killed You“, deren Tiitel einer Frau gilt, von der der Künstler schon vor langer Zeit verlassen wurde. Es sind zufällige Rückstände auf dem Papier, das der Künstler in die T-Shirts gelegt hat, um deren Rückseite vor der durchdruckenden Farbe zu schützen. Die abstrakten Zeichnungen der „Wounds”-Serie sind Zeichen der Frustration darüber, des Ersehnten nicht habhaft werden zu können und der Versuch gewaltsamer Zerstörung des Begehrten in sublimierter Form. Sie geben den messerstichartigen Gestus, mit dem der Künstler die T-Shirts bearbeitet hat, in rein abstrakter Form wieder. Ihre Verbindung zum unmittelbaren „NOW!” liegt in dem Moment ihrer Entdeckung. Das zufällig Entstandene gibt den Sachverhalt hier also ebenso gut wieder, wie das vom Künstler Intendierte und ist dabei eine Methode, die Sackgasse der eigenen Projektionen und der Schaffenskrise zu vermeiden.

Beide Arbeiten verlangen dem Betrachter die gleiche Offenheit und Sensibilität ab, wie dem Künstler, um Dinge und Zusammenhänge zu entdecken und sich über eigene Assoziationen von ihnen inspirieren zu lassen. Marose geht es weder um eine künstlerische Strategie, noch um ein Produkt, sondern um eine bestimmte Art der Kunstbetrachtung und intensivierte Wahrnehmung der Welt.

André Marose, geb. 1973 in Ost-Berlin, absolvierte 2003 seinen Meisterschüler bei Christiane Möbus an der Universität der Künste Berlin. 2007 zeigte er „Please be quiet“ (mit Suska Göldner) bei Neon in Bologna, 2008 war er an den Gruppenausstellungen „Coincidence & Necessity“ in der Market Gallery in Glasgow und „La Bomba IV“ in der Rowley Kennerk Gallery in Chicago beteiligt. Der gelernte Schneider und Konzeptkünstler lebt und arbeitet in Berlin.